Naturmed Nlog - Therapeuten Fachbuchblog

Lesen Sie hier einen Beitrag von Dr. Olivia Pojer

Das ist das Ungeheuerliche an der Liebe, Madame – dass der Wille unendlich ist und die Ausführung beschränkt; dass die Sehnsucht grenzenlos ist und der Akt ein Sklave der Grenzen.

Shakespeare

Wie Shakespeare geht es vielen Männern unterschiedlichen Alters. Kaum einer hat nicht zu irgendeinem Zeitpunkt seines Sexuallebens erlebt, dass es nicht so funktionierte, wie er wollte. Glauben wir dem Spam-Filter unseres E-Mail Accounts, so gibt es nur ein Wundermittel: die „blaue Pille“. Dass dem nicht so ist wissen wir als TCM-Therapeuten. Nachdem die chinesischen Kaiser diverser Dynastien jeweils einen ganzen Harem von beachtlicher Größe befriedigen mussten, war es in der chinesischen Kultur seit jeher von unbeschreiblicher Wichtigkeit für den Monarchen nicht nur seine Gesundheit, sondern auch seine Männlichkeit zu bewahren.

Deshalb können wir die alten chinesischen Textbücher als perfekte Quellen für Therapien gegen das „welkende Yin“- der TCM Terminus für Potenzstörungen – verwenden. 37 der 79 Kapitel im „Huang Di Nei Jing“ (Buch des Gelben Kaisers) haben einen sexuellen Inhalt. Somit liefert uns die „Bibel“ der TCM schon mal viele Anhaltspunkte für Krankheitsursache und Therapie.

Natürlich ist die Behandlung jeder Erkrankung mittels TCM am allerbesten auf Basis des vorliegenden Syndroms zu behandeln. Da es für die erektile Dysfunktion und Potenzstörungen generell aber einige Syndrome gibt, hilft es uns Therapeuten sich eines sogenannten „Basisprogramms“ zu bedienen. Sprich ein Schema von Akupunkturpunkten mithilfe dessen wir Potenzstörungen behandeln können, egal welches Syndrom dahintersteckt.

Der den meisten bekannte grandiose Peter Deadman hat ein solches erarbeitet. Das möchte ich in diesem Blogbeitrag gern vorstellen, da es verständlich und gleich in der Praxis umsetzbar ist und gut funktioniert:

Basisprogramm zur Behandlung von Potenzstörungen laut Peter Deadman:

Punkte: Du 20, Bl 35, Bl 32, Ren 4, Ma 30, MP 6

Erklärung der Punkteauswahl und Beschreibung der Stichtechnik bei Potenzstörungen:

Du 20: hat einen hebenden Effekt auf das Yang, hilft dem Gehirn und beruhigt den Geist. In der Praxis oft verwendet bei psychischer Mitbeteiligung bei erektiler Dysfunktion

Bl 35: wichtiger Punkt für alle männlichen Sexualstörungen und so auch ED, passt bei allen Syndromen, speziell aber bei Fällen von Yang-Mangel oder feuchter Hitze. Empfohlen wird eine tiefe Insertion von bis zu 1,5 cun, das sollte optimaler Weise ein De Qi-Gefühl auslösen, das bin ins Perineum und die Genitalien spürbar ist.

Bl 32: Bl 31-34 werden oft gemeinsam als Baliao-Gruppe (Acht Spalten) bezeichnet. Ihre Wirkung ist eine ähnliche und besteht hauptsächlich in der Regulation unterschiedlicher Erkrankungen des unteren Erwärmers. Bl 32 wie hier vorgeschlagen, hat die größte Wirkung dieser Punktegruppe auf das Urogenitalsystem und wird auch am häufigsten verwendet. Für unsere Indikation sollte tief genadelt werden, ca. 1,5-2 cun durch das 2. Foramen sacrale. Korrekt gestochen sollte ein starkes De Qi-Gefühl durch das Abdomen und sogar bis in die Genitalregion spürbar sein.

Ren 4: dieser Punkt ist der Treffpunkt des Konzeptionsgefäßes (Ren Mai) und den 3 Yin Meridianen des Beines, die, wie wir wissen, alle relevant sind bei der Behandlung von ED. Dieser Punkt kann bei allen Syndromen verwendet werden, eignet sich aber besonders, um jedwede Art von Nieren-Schwäche zu behandeln. Der Punkt sollte recht tief gestochen werden, es empfiehlt sich den Patienten zuvor seine Blase entleeren zu lassen, um diese nicht zu verletzen. Es sollte ein starkes De Qi-Gefühl ausgelöst werden, das bis runter zum Penis spürbar ist.

Ma 30: Dieser Punkt ist der Treffpunkt des Chong Mai (Durchdringungsgefäß) und des Magen-Meridians. Wir kennen den Chong Mai bereits als Gefäß mit großem Einfluss auf die Genitalregion. Aufgrund dieser Tatsache und der anatomischen Lage des Punktes eignet sich Ma 30 ideal für die Behandlung sämtlicher Erkrankungen des Genitaltraktes. Besonders indiziert ist die Verwendung dieses Punktes, sobald irgendeine Art von Schmerz

im unteren Abdomen oder den Genitalien verspürt wird. Der Schmerz ist hier wie immer als Zeichen für Stagnation (Qi, Blut, Essenz) zu werten. Die Akupunktur sollte vorsichtig und nicht allzu tief erfolgen, um den Samenstrang nicht zu verletzen. Die Stichrichtung darf etwas nach unten und medial gerichtet sein, um ein De Qi-Gefühl auszulösen, das bis in die Hoden zieht.

MP 6: als Treffpunkt der 3 Yin Meridiane des Beines (Milz, Niere und Leber), ein extrem wichtiger Punkt um sexuelle Funktionsstörungen inklusive ED zu behandeln, da gerade Disharmonien in einem oder mehreren dieser 3 Organe häufig zu Erektionsstörungen führen. Wenn Sie wissen wollen, wo der Punkt MP 6 liegt, klicken Sie hier.

Häufigkeit der Akupunktur:

im Schnitt 8-10 Sitzungen 1x wöchentlich, es dürfen 1-2 zusätzliche Punkte hinzugefügt werden um das dahinterstehende Problem des Patienten zu berücksichtigen (z.B. Le3 bei Le-Qi-Stagnation). Unter keinen Umständen dürfen in einer gemeinsamen Akupunktursitzung z.B. Knieschmerzen und eben Potenzstörungen behandelt werden! Viel Erfolg!

Quelle: Geheimnisse aus der Jadekammer, Müller & Steinicke, 2017


Autorin: Dr. Olivia Pojer, hier Ihr Buch

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