Spektrum der Homöopathie 1/2022, Säugetiere
Milcharzneien und andere Essenzen
- Verlag: Naryana Verlag
- 2022, 152 Seiten
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Beschreibung
Milchheilmittel – Essenz der Säugetiere, unter diesem Titel hatten wir dieses Thema anfangs vorgestellt. Milch ist die Substanz, die für die besonderen Eigenschaften dieser Tier- und Arzneimittelklasse steht, für Pflege und Ernährung, für Nähe und Wärme, für Geborgenheit in der Gruppe. Die mütterliche Bindung ist bei Beuteltieren besonders stark ausgeprägt, wie die Fallstudie von Savitha Ananth über Lac macropus deutlich zeigt. Und auch die Geschichte von Luke Norland über ein anderes Beuteltier, den Koala, ist durch die Abhängigkeit von der Zuneigung anderer gekennzeichnet. In der Praxis sehen wir vor allem das Fehlen typischer Säugetierqualitäten – sie leiden unter Kälte, Distanz und Vernachlässigung, weil sie nicht angemessen versorgt werden. So kommt es zu Abhängigkeits- und Suchtproblemen, Ess- oder Verdauungsstörungen, die oft mit der Milch zusammenhängen, oder zu Erkrankungen der Milchdrüsen.
All diese Themen werden am Beispiel des altbekannten Mittels Lac defloratum dargestellt, das in diesem Heft mit drei Fallbeispielen vertreten ist. Ose Hein weist auf die Anfälligkeit für Mobbing und Missbrauch hin, Jonathan Hardy beschreibt die große Sehnsucht nach Wärme und Andreas Richter differenziert die Bedürftigkeit von Lac defloratum im Gegensatz zu Lac vaccinum und Lac vaccinum flos. Obidullah Nayaghar veranschaulicht die Beziehung zur Brustdrüse anhand der Lac bubali-Kasuistik eines Mammakarzinoms. Und Ganshyam Kalathia, dessen Gruppe indischer Homöopathen wieder einen wichtigen Beitrag zu diesem Thema geleistet hat, fasst die Gemeinsamkeiten der Rindermilchmittel am Beispiel von Lac ovis zusammen. Die ausgeprägte Abhängigkeit und Unstetigkeit im Arzneimittelbild dieser Mittel rührt auch daher, dass sie von domestizierten Tieren stammen.
Das gilt zwar auch für die Milchmittel von Pferden und Kamelen, aber sie unterscheiden sich deutlich von denen der Rinder, wie Jürgen Weiland und Ganeshwara Rao mit ihrer Kasuistik zeigen. Lac equinum zum Beispiel will sich ungezähmt bewegen und wehrt sich gegen starre Regeln, und Lac lama erweist sich in Raos Kasuistik als stur und eigensinnig. Ganz anders ist das Arzneimittelbild von Lac loxodonta africana, der Milch des wilden afrikanischen Elefanten. In den Fallstudien der südafrikanischen Homöopathin Natalya Dinat begegnen wir starken, würdevollen und fürsorglichen Persönlichkeiten.
Alle bisher genannten Mittel stammen aus der Milch von friedliebenden Pflanzenfressern und Herdentieren. Diese Gruppe hat zusammen mit den Milchmitteln von Hund und Katze, die wir bereits in SPEKTRUM 3/11 vorgestellt haben, lange Zeit unser Bild von den Säugetiermitteln geprägt. In den letzten Jahren wurde unsere Materia Medica um weitere Facetten der höchstentwickelten Tiere bereichert. Misha Norland beispielsweise hat mit dem Dachs marderartige Raubtiere in die Homöopathie eingeführt. Während sein Beitrag noch auf einer klassischen Arzneimittelprüfung beruht, führen Wyka Feiges Gruppenanalyse nach dem Tiersystem von B. und J. Joshi sowie Kenntnisse der Verhaltensbiologie zunächst zu den Mustelidae und dann zu neuen, ungeprüften Arzneien wie Lutra lutra (Otter) oder Mustela erminea (Hermelin). Auch Deborah Collins und Michael Takacs müssen sich in ihren Beiträgen mangels Medikamentenstudie auf zoologisches Wissen über Bären bzw. Eichhörnchen stützen. Ihre Behandlungserfolge bestätigen die hypothetische Arzneimitteldiagnose und so können gelöste Fälle unseren homöopathischen Erfahrungsschatz bereichern.
Da das Substrat vieler dieser neuen Mittel nicht mehr Milch ist, mussten wir den Titel dieser Ausgabe allgemeiner gestalten. Säugetiermittel bedeutet nicht automatisch Milchmittel. Es gibt das Blut des Bären, das Fleisch eines überfahrenen Dachses, das Haar des Damwildes oder das Sekret der Duftdrüse des Moschushirsches. Die beiden Hirschmittel haben übrigens auch ihren Weg in die zoologische Apotheke dieses Heftes gefunden. Interessant ist die Frage, ob diese laktosefreien Ausgangsstoffe eine ähnliche Beziehung zur weiblichen Brust, zu Milchallergien oder zu Essstörungen haben wie Milch.
Schon diese kurze Einführung in unser Thema bietet eine Reihe von unterschiedlichen Merkmalen, die eine grobe Unterscheidung der Säugetiermittel nach ihrer Herkunft erlauben. Es kann einen Unterschied im Arzneimittelbild machen, ob es sich um das Sekret der Milchdrüse oder einer Duftdrüse handelt, das von einem Haus- oder Wildtier, von einem Pflanzen- oder Fleischfresser, von einem Raub- oder Beutetier stammt. Und dann ist da noch die Unterscheidung zwischen Land- und Meerestieren. Die größten Säugetiere der Welt dürfen in diesem Büchlein nicht fehlen und Sigrid Lindemann hat fein säuberlich zwischen Delfinen, Schwertwalen und Blauwalen unterschieden. Damit ist das Büchlein sehr umfangreich und bietet doch nur eine kleine Auswahl unserer nächsten Verwandten.
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