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Moxen in der Veterinärmedizin – lesen Sie hier einen Beitrag von Stephanie Reineke über die Wirkung und Anwendung von Moxibustion 

Die Moxa Therapie wird auch als Moxibustion oder kurz Moxen bezeichnet und hat in China, bei entsprechender Indikation, den gleichen Stellenwert wie die Akupunktur.

Der chinesische Oberbegriff Zhen Jiu 針灸, wird westlich oft mit Akupunktur übersetzt, bedeutet aber eigentlich = Stechen und =Brennen.

Das westliche Wort Moxibustion ist zusammengesetzt aus dem japanischen mogusa, daß sind die getrockneten und fein geriebenen Fasern der Blätter des japanischen Beifuss (Artemisia princeps), und dem lateinischen combustio (das Verbrannte).

Foto1: Beifuss (Artemisia vulgaris)

 

In China und Japan ist es noch üblich, die Moxakegel, geformt aus weichem Moxakraut, beim Menschen direkt auf der Haut abzubrennen, dabei entstehen oft Blasen, die mit zur Therapie gehören und eine starke Stimulation der Akupunkturpunktes hervorrufen sollen.

In Europa wird die „direkte Moxibustion“ aufgrund der Verbrennungsgefahr nicht angewendet. Hier wird die „indirekte Moxibustion“ bevorzugt. Dazu werden die Moxakegel entweder auf eine Ingwerscheibe gesetzt und bei Hitze Empfinden des Patienten zum nächsten Akupunkturpunkt geschoben, oder die Moxakegel werden auf eine Akupunkturnadel gesetzt und dort angezündet. Dabei sollte immer ein Trenner, in Form von Pappe oder ähnlichem, zwischen Nadel und Haut platziert werden. Heute gibt es auch fertige, auf Papier geklebte kleine Moxakugeln, die auf die Haut gelegt und angezündet werden. Eine Barriere zwischen Moxa und Haut bzw. Fell zu legen, sollte eigentlich auch beim Tier praktiziert werden, wenn das Moxakraut direkt auf die Nadel gesetzt wird, um Verbrennungen zu verhindern, falls das Moxa von der Nadel fällt.

Für die Moxibustion bei unseren Tieren bevorzuge ich die sogenannte Vogel-Pick Technik, dabei wird eine Moxazigarre,das ist eine in Papier gerollte Beifusstange, mehrmals dicht zum Akupunkturpunkt, ohne das Fell oder die Haut zu berühren, geführt. Nach 2-3 Sekunden Erwärmen des Akupunkturpunktes wird die Moxazigarre wieder, für 2-3 Sekunden auf größeren Abstand zum Akupunkturpunkt gebracht, um danach wieder zum Punkt geführt zu werden. Dieser Vorgang wird pro Akupunkturpunkt 5-7 mal wiederholt.

Foto 2: Die Moxazigarre wird zwischen den Fingen zum Akupunkturpunkt geführt (Stephanie Reineke)

 

Damit ich nicht Gefahr laufe, das Fell oder sogar die Haut des Tieres zu verbrennen, führe ich die Moxazigarre zwischen Zeige- und Mittelfinger, die ein V bilden, zum Akupunkturpunkt. Dies hat den Vorteil, daß ich die Hitze an meinen Fingern spüre, und so abschätzen kann, ob es für Pferd oder Hund zu heiß werden könnte. Oder ich erwärme die Akupunkturnadel, indem ich die glühende Moxazigarre direkt an den Griff der Akupunkturnadel halte. Diese Vorgehensweise funktioniert natürlich nur mit Metallgriffen, also bitte zum Moxen über die Nadel keine Akupunkturnadeln mit Kunststoffgriff verwenden.

Foto 3: Moxibustion über eine Akupunturnadel (Diana Wahl)

 

Es gibt mittlerweile viele verschieden Arten von Moxazigarren; Pures Beifussmoxa, Beifuss mit Kräuterzumischungen, raucharme Moxakohle, zugeschnittenes Nadelmoxa, Moxa Stäbchen für Pfeifen, oder milde Moxazigarren mit weniger Wärmeentwicklung. Welche Art vom Therapeuten bevorzugt wird, stell sich meist erst im Gebrauch raus. Lediglich einen kleinen Hinweis möchte ich geben: Moxakohle eignet sich nicht für das Aufstecken auf die Akupunkturnadel.

Foto 4: Verschiedene Moxa Zigarren (Stephanie Reineke)

 

Für die indirekte Moxibustion können auch noch Moxapfeifen, Moxakästchen oder die sogenannten Tigerwärmer verwendet werden.

Wirkung der Moxibustion

Die chinesisch therapeutische Wirkung der Moxibustion besteht aus dem Tonisieren des Yang, dem Ausleiten von Feuchtigkeit und Kälte und dem Regulieren des Qi Flusses.

Westlich wissenschaftlich gesehen wirkt die Therapie mit brennendem Beifußkraut durch die enthaltenen ätherischen Öle, wie Cineol, Cholin, Tannin und verschiedene Harze desinfizierend und antibakteriell. Moxibustion hat erwiesenermaßen einen positiven Einfuss auf die Bildung von roten und weißen Blutkörperchen. Ebenso sorgt es für eine schnellere Koagulation des Blutes, was zu einer höheren Produktion von Antikörpern führt und so das Immunsystem stärkt. Bei der Anwendung werden durch die Hitze die Nervenendungen stimuliert, was anregend auf die Hirnanhangdrüse und die Nebennieren wirkt, wodurch auch Stresssymptome gelindert werden können.

Indikationen für Moxa-Therapie

Die Hauptanwendungsgebiete für die Moxibustion liegen bei der Behandlung von Kälte Syndromen, Yang Mangel und Feuchtigkeitsakkumulationen. Sie wird also eingesetzt bei Schwäche nach chronischen Erkrankungen, Erkrankungen der Atemwege und Problemen im Gastrointestinalbereich mit Kälte Symptomen wie einer blassen Zunge, weißer Schleim, wenig Durst, einem langsamen oder rauem Puls und einer Vorliebe für warme Ruheplätze.

Foto: Weißer Schleim

Kontraindikationen der Moxa-Therapie

Moxibustion darf auf keinen Fall bei Hitze Symptomen, wie viel Durst, einer roten Zunge, Fieber oder Entzündungen angewendet werden. Auch sollte nicht am Kopf, an den Schleimhäuten oder während der Rosse oder Läufigkeit gemoxt werden.

 

Dauer der Moxa-Anwendung

In akuten Fällen kann 1 bis 3 mal täglich gemoxt werden, allerdings nicht länger als 3 bis 5 Tage in Folge. Bis dahin sollte sich die Erkrankung bereits deutlich gebessert haben.

In chronischen Fällen bietet sich eine Behandlung, alle 2-3 Tage, für eine Dauer von maximal 4 Wochen an. Bei chronischen Erkrankungen mit Kälte, lässt sich die Behandlung noch effektiver durch eine begleitende, wärmende Phytotherapie unterstützen.

In China wird die Moxa-Therapie nicht nur zur Heilung angewendet, sondern auch zur Vorbeugung gegen Krankheiten. So besagt ein chinesisches Sprichwort, dass man keine weite Reise unternehmen soll, ohne vorher das Qi durch Moxa angeregt zu haben.