Naturmed Nlog - Therapeuten Fachbuchblog

Alte-FrauWas bedeutet eigentlich der Prozess des Älterwerdens? Es geht um Verhaltensweisen, die Vorzüge und Nachteile des Älterwerdens sicht- und nutzbar werden lassen. Es geht dann, aber auch darum zu sehen, wie sowohl unterschiedlich als auch gleich die Probleme der Alten und des Altwerdens in Ost und West, vor Jahrhunderten und heutzutage sind.

Ein wichtiger, vom Daoismus geprägter Aspekt für Gesundheit und Krankheit, ist die Einbindung des Menschen mit seinen körperlichen und geistigen Bewegungen in den Makrokosmos.

Im Alter gibt es verschiedene immer wiederkehrende Krankheiten und Beschwerden, sowohl im Osten als auch im Westen. Einige häufige Krankheiten und ihre Ursachen möchten wir Ihnen genauer darstellen.
Die Ursachen der Krankheitsmuster lassen sich in 2 Gruppen einteilen:

  1. Physiologische Alterung
  2. Ansammlung von Pathogenen

Für die physiologische Alterung gibt es 3 Muster:

Zu den Ansammlungen von Pathogenen zählen:

  • Bioklimatische Faktoren (Hitze, Kälte, Feuchtigkeit, Wind, Sommerhitze)
  • Weder innere noch äußere Faktoren (Ernährung, übermäßige Sexualität)
  • Innere emotionale Faktoren (Stress, Ärger, Sorge, Kummer, Angst)
  • Medikamententoxine (Impftoxine, regelmäßige Medikamenteneinnahme)
  • Bakterielle Infekte (häufige Erkältungen, Blasenentzündungen)
  • Schlechte Ernährungsgewohnheiten (Fast Food, Auslassen von Mahlzeiten)
  • Emotionale Prozesse (unbewältigte Kindheitskonflikte, Partnerschaftskonflikte)

Pathogene haben die Neigung in die Tiefe vorzudringen und dort Hitze zu entwickeln.

Milz-Magen-Schwäche:

Milz und Magen sind zuständig für das Regenerieren der Energien. Sie sind verantwortlich für die erworbene Konstitution, für das hou tian qi, die Energie des späten Himmels. Im chinesischen Sinne formuliert steht die Niere als Ergänzung dazu, der Sitz der angeborenen Energie, dem xian tian qi, der Energie des frühen Himmels.

Grundsätzlich erreichen Magen und Milz im Alter von 35 Jahren den Höhepunkt ihrer Fähigkeit das Qi zu regenerieren. Zu dieser Zeit ist es einem gesunden Menschen möglich im normalen Alltag mehr Qi aufzubauen, als er aktuell braucht. Das heißt, es können Reserven angelegt werden. So verbraucht ein gesunder Mensch in dieser Lebensphase nicht sein jing, sondern ergänzt und vermehrt es kontinuierlich durch die Fähigkeit von Milz und Magen neues Qi aufzubauen. Danach nimmt die Fähigkeit Qi zu regenerieren ab, so dass weniger Qi gespeichert werden kann, bis schließlich im fortgeschrittenen Alter Milz und Magen nicht mehr so viel Qi aufbauen können, wie im Alltag gebraucht wird. Dann muss der Körper auf die Reserven in der Niere zurückgreifen. So wird das Qi-Potenzial (zhen qi = wahres Qi) weniger.
Dies ist ein wichtiger Zeitpunkt im Leben. Dieser Zeitpunkt ist in Abhängigkeit von der Grundkonstitution sehr variabel und liegt ca. zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr. Viele Menschen erleben diesen Zeitpunkt als sehr negativ.

In diesem Alter ändert sich auch vieles in der Sexualität. Die Frau ist nicht mehr fruchtbar und somit sind spätestens jetzt der Wunsch zur „Arterhaltung“ und die Freude an der Begegnung der Herzen im Akt der Vereinigung voneinander getrennt. Männer erleben spätestens jetzt ein Nachlassen der Potenz. Die Refraktärzeit, bis der Mann wieder zu einem Orgasmus fähig ist, wird länger. Da das für Frauen in dieser Form nicht gilt, kann das bei Männern, v. a. bei Holz-Typen, ein Gefühl von Frustration und Unterlegenheit hervorrufen.

Das Maß, in dem der alternde Mensch sich auf das abnehmende Qi einstellt, bestimmt, wie schnell der Alterungsprozess abläuft.

Gleichzeitig gilt für die Erde bzw. für Milz und Magen, dass ein gewisses Maß an Dynamik nötig ist, damit die Prozesse von Transformation und Zirkulation, für die Milz und Magen zuständig sind, auch ablaufen können. Dies wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass Milz und Magen neues Qi aufbauen. In diesem Sinne ist es oft nötig, den älteren Menschen zu motivieren aktiv zu bleiben. Je älter wir werden, desto wichtiger wird es regelmäßig – das heißt täglich – Körper und Geist zu fordern. Überforderung und Unterforderung schaden in gleichem Maße und beschleunigen somit den Alterungsprozess.

Therapie:
Zum Tonisieren des Qi von Milz und Magen werden Ma 36, Mi 3, Mi 4 , Ren 4, Ren 12 und die shu-Punkte Bl 20 und Bl 21 verwendet. Alle Punkte eignen sich auch für die Behandlung mit warmer Nadel.

Nieren Yin-Schwäche

Die wichtigste Rolle bei der Alterung spielt die Niere. Sie speichert das jing, also das Grundpotenzial an Energie, das zum Teil angeboren ist und zum Teil im Laufe des Lebens durch die Kraft von Milz und Magen regeneriert und vermehrt wurde.

Mit nachlassender Fähigkeit zur Regeneration durch Milz und Magen muss der Bedarf an Energie zunehmend von den Nieren zur Verfügung gestellt werden. So erschöpfen sie sich natürlicherweise und es entsteht eine Nieren-Schwäche. Dabei kann entweder die Nieren-Yin-Schwäche oder die Nieren-Yang-Schwäche im Vordergrund stehen.

Bei keinem Organ gilt so deutlich wie bei den Nieren, dass Yin und Yang immer beide in Schwäche sind, auch wenn eines von beiden dominiert. Ebenso gilt für die Therapie, dass immer Yin und Yang gestärkt werden müssen, auch wenn eines von beiden im Vordergrund steht. Wird nur Yin oder nur Yang gestärkt, so besteht die Tendenz, dass aus der Yin-Schwäche eine Yang-Schwäche entsteht bzw. andersherum. Je schwächer die Nieren insgesamt sind, desto schneller können sich Yin- und Yang-Schwäche ineinander umwandeln.
Grundsätzlich hat das Yin drei Hauptaufgaben: nähren, befeuchten, kühlen

Therapie:
Da oft ab dem 60. Lebensjahr der Durst vermindert wahrgenommen wird und zudem der Nachtschlaf durch nächtliches Wasserlassen gestört ist, trinken viele Menschen im Alter zu wenig. Yin-Schwäche ist aber mehr als ein Flüssigkeitsmangel und lässt sich durch mehr Trinken allein nicht beheben. Damit aus der getrunkenen Flüssigkeit die Flüssigkeit wird, die dem Körper als intrazelluläre bzw. extrazelluläre Flüssigkeit zur Verfügung steht, müssen mehrere Prozesse von Transformation und Zirkulation ablaufen. Dafür ist Qi, bzw. Yang notwendig. Generell gilt, dass die Ursache einer Yin-Schwäche zu 80 % eine Qi- oder Yang-Schwäche ist.

Daher besteht die Therapie einer Yin-Schwäche der Niere nicht nur aus Nieren-Yin-stärkenden Punkten wie Ni 6 (zhao hai), sondern auch aus Milz- und Magen-Qi und Yang-stärkenden Punkten wie Ma 36, Mi 3, Mi 4, aber auch den shu-Punkten von Magen und Milz: Bl 20 und Bl 21.

Kompliziert wird die Therapie, wenn der ältere Patient beispielsweise wegen Herzinsuffizienz ein Diuretikum einnimmt. Dabei geht nicht nur das Wasser aus den Beinen sondern auch aus den anderen Kompartimenten verloren. Es wird also nicht nur die pathogene, stagnierende Flüssigkeit, sondern auch die physiologische ausgeschieden. Dadurch entstehen Trockenheitszeichen und durch diese Trockenheit auch häufig Blutstase

Nieren-Yang-Schwäche

Das Nieren-Yang ist die Quelle allen Yangs. Jeder dynamische Prozess, jede Transformation, jede Bewegung wird unterstützt durch das Yang der Niere. Es wird über den sanjiao im gesamten Körper verteilt, in jede Schicht und jedes Organ. Erschöpft sich das Nieren-Yang im Alter, was ein physiologischer Prozess ist, so finden folgende Dynamiken nur noch unzureichend statt:
Grundsätzlich hat das Yang drei Hauptaufgaben:  wärmen, bewegen, umwandeln

Therapie:
Grundsätzlich lässt sich die Yang-Schwäche einfacher behandeln als die Yin-Schwäche. Durch Moxibustion können v. a. die shu-Punkte der Niere und auch der 2. Blasenast, also Bl 52 (zhi shi) leicht tonisiert werden. Ein weiterer Punkt sollte nicht unerwähnt bleiben: Ni 1 (yong quan) mit warmer Nadel gestochen. Ebenso wichtig ist es Ni 3, den yuan– und Erdpunkt der Nierenleitbahn zu nadeln. Er tonisiert das Nieren Qi und vermindert so auch die Häufigkeit des nächtlichen Wasser-lassens. zu erzeugen.
Gerade wenn man über die shu-Punkte oder die hua-tuo-jiaji-Punkte arbeitet, ist es günstig, drei Etagen zu wählen: Niere (Bl 23), Magen (Bl 21) und Milz (Bl 20). Noch mehr Yang sind Niere (Bl 23), Sanjiao (Bl 22) und Magen (Bl 21). Auch auf den shu-Punkten ist es gut mit einer warmen Nadel zu arbeiten.

Ansammlung von Pathogenen
Eine weitere Ursache von Krankheitsmustern im Alter ist die Ansammlung von Pathogenen. Sie können dabei von verschiedenen krankheitsauslösenden Faktoren gebildet worden sein:
Alle älteren, unerledigten Prozesse auf der physischen wie auf der psychischen Ebene neigen dazu, sich in persistierende innere Hitze umzuwandeln.
Diese innere stagnierende Hitze wird als Ursache für die Entstehung von Erkrankungen wie KHK, cerebrale Durchblutungsstörungen, MS und Krebs diskutiert. Bei einigen Tumoren ist der Zusammenhang von persistierenden Infektionen und Krebs bereits nachgewiesen (z. B. HPV16-Viren beim Zervixkarzinom).Aus Sicht der zang fu handelt es sich bei dieser inneren Hitze am ehesten um Leber-Blut-Hitze. Das trifft es aber nicht ganz, da diese persistierende Hitze zum Teil völlig asymptomatisch ist und sich nur in Form von roten Punkten oder Flecken auf der Zunge zeigt. Aus der Pharmakologie trifft am ehesten der Begriff „Hitze im xue fen“ zu. Symptomatisch wird diese Hitze in der Regel erst, wenn akute Hitze-Erkrankungen auftreten, zu denen diese Patienten neigen. Dann reagiert die innere Hitze mit, so dass recht heftige Hitze-Symptome wie anhaltendes hohes Fieber auftreten können.
Ist die Hitze in der Tiefe völlig asymptomatisch abgekapselt, so geht bei einigen Patienten die Fähigkeit zu Hitze-Reaktionen wie Fieber bei einem Virusinfekt ganz verloren.
In den Naturheilverfahren denkt man ja oft, dass das Auftreten von akuten Erkrankungen den chronischen Erkrankungen vorbeugt. Interessanterweise bestätigen schulmedizinische Statistiken, dass durch das regelmäßige Auftreten von Fieber das Risiko an Krebs zu erkranken um 30 % vermindert wird. Es bleibt jedoch bei vielen Patienten sehr schwer, an diese innere Hitze heranzukommen.
Ist diese innere Hitze symptomatisch und zeigt sie sich in der Rotfärbung des Zungenkörpers, so leidet der Patient zwar mehr an der Hitze, häufig ist sie dann jedoch auch therapeutisch leichter zu erreichen. Eine seit langem bestehende Hitze bedarf jedoch immer einer langen und schwierigen Behandlung. eine alte chinesische Faustregel besagt,
– so viele Jahre, wie diese Symptome bestehen, so viele Monate dauert die Behandlung.

Je erschöpfter der Patient ist, desto weniger darf ausgeleitet werden, da es v. a. mit Akupunktur nicht möglich ist, ausschließlich das xie qi, also das Pathogen auszuleiten, sondern auch immer etwas zhen qi, also physiologisches Qi mit verloren geht.
Die innere Hitze begünstigt außerdem die Entwicklung von yu xue – Blutstase. Diese ist ein wichtiger Teil der Pathologie von Krebs, Hypertonus, Angina pectoris, Herzinfarkt und Apoplex. Dabei ist die Hitze-Blutstase besonders ernst zu nehmen.

Allgemeine Therapieempfehlungen:

Altersabhängige Ernährung

Wie konsequent die Ernährungsempfehlungen befolgt werden sollten, hängt von dem Ausmaß der Schwäche des Qi, des Blutes und der Körpersäfte ab. Mit zunehmendem Alter sollte die Qualität der Ernährung immer mehr gesteigert und minderwertige Lebensmittel konsequenter vermieden werden. Dadurch wird der Aufbau von postnatalem Qi und Blut gewährleistet und für die kommenden Jahre, in denen der Organismus zunehmend schwächer wird, vorgesorgt. Wenn Körper und Geist durch Qigong, Kräuter und Akupunktur harmonisiert werden, dann könnte die Diätetik den Part übernehmen, der ihr zukommt: Schwäche- oder Füllezustände zu behandeln, die im Wesentlichen durch Ernährungsfehler zustande gekommen sind.
Eine wichtige Aufgabe der Diätetik besteht darin die Organe der Mitte bei der guten Auswertung der Nahrung nachhaltig zu unterstützen. Die Stärkung und Harmonisierung von Milz und Magen durch Qi- und Säfteaufbau fördern die psychische Stabilität, so als würde der Organismus dem Menschen zu verstehen geben, dass dieser nun in der Lage sei, sich selbst eine gute Mutter zu sein.

Sport
Bewegung ist in jedem Alter möglich und nötig. Gegebenenfalls braucht der ältere Mensch eine Anleitung um Übungen zu erlernen, die seiner Konstitution entsprechen.

Geistige Anregung
Das gleiche gilt für den Geist und das Gedächtnis. Lernen und Neues aufzunehmen ist im Alter möglich. Gehirn und Geist müssen genauso regelmäßig trainiert werden wie die Muskulatur. Besonders geeignet sind dafür Fremdsprachen.

Soziale Situation
Verminderte Mobilität, Verlust des Partners und andere Faktoren führen zu einem Verlust an Erd-Qualität im Leben. Erde wird im substanziellen Sinne durch das Was wir essen regeneriert. Das Wie wir essen ist jedoch genauso wichtig. In Gemeinschaft mit den Menschen, die wir lieben, in Ruhe, ohne Grübeln und nicht beim Fernsehen zu essen sowie gründlich zu kauen sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass wir das was im Speisebrei enthalten ist auch tatsächlich in unser Blut aufnehmen, so dass es uns als Lebensenergie zur Verfügung steht.

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