Naturmed Nlog - Therapeuten Fachbuchblog

Die meiste Zeit bemerken wir sie kaum. Aber schon etwa drei Minuten ohne Atmung können ausreichen, um das Leben eines Menschen zu beenden. Wie wichtig der Atem für die Gesundheit ist und wie wir ihn gezielt nutzen, verrät Bernita Müller von Wainando.

Tiefe Atmung gegen funktionelle Störungen und Stress

Der Körper braucht Sauerstoff zur Energieversorgung. Aber aufgrund von Dauerstress atmen viele Menschen zu flach. Eine schnelle Brustatmung ist akut zwar harmlos, aber auf Dauer kann sie Probleme verursachen. Eine chronisch flache Atmung erhöht das Risiko für Verdauungsprobleme, Herz-Rhythmusstörungen oder andere funktionelle Beschwerden. Zur Selbsteinschätzung dient ein einfacher Test: Wer häufig über den Durchschnitt von 12 Atemzügen pro Minute kommt, atmet womöglich zu schnell und zu flach. Atmung und Psyche hängen ebenfalls zusammen. Je nach Gemütslage verändert sich der Atemrhythmus. Unter Stress beschleunigt sich die Atmung, um den Körper durch eine Erweiterung der Bronchien und eine vermehrte Sauerstoffaufnahme auf Angriff oder Flucht vorzubereiten. Bei einem großen Schreck kann uns aber auch sprichwörtlich der Atem „stocken“. Die Beziehung zwischen Atem und Psyche ist keine Einbahnstraße. Die Atmung wirkt auch auf das Befinden des Menschen ein. So sorgt eine tiefe Atmung für Entspannung und lindert Ängste. Deshalb wird Atemtraining auch in der Psychosomatik eingesetzt.

Bewusst atmen lernen

Die Atemtherapie ist nicht nur ein Pflichtfach in der Physiotherapeutenausbildung, sondern das Wissen um die richtige Atmung kann in Fortbildungen vertieft werden. Während sich Physiotherapeuten meist um die Versorgung von Patienten mit Atemwegserkrankungen bemühen, sprechen Atemtherapeuten auch Gesunde an, die zur Ruhe kommen wollen. Dabei ist es wichtig, seinen eigenen Atem kennen zu lernen, die Wirkung des Atemrhythmus zu verstehen und ihn bei Bedarf anzupassen. Eine tiefe Bauchatmung stimuliert die inneren Organe, verbessert den Zellstoffwechsel und regt die Immunabwehr an. Genauso wichtig ist es aber, auf die Pausen zwischen den Atemzügen zu achten. Hier kann tiefe Entspannung entstehen. Das gilt auch fürs Ausatmen, das oft verkürzt wird, so dass die Lungen nicht alle Restbestände an CO2 abgeben können.

Positive Effekte yogischer Atmung

Yogische Atmung sorgt je nach Technik häufig für eine vermehrte Sauerstoffaufnahme und eine verstärkte Kohlenstoffdioxidabgabe. Dadurch sollen Blut und Lunge gereinigt werden. Die Förderung innerer Ruhe wiederum verlangsamt zehrende Gedankenspiralen und lässt negative Emotionen verebben. Deshalb spielen Atemtechniken in Indien seit fast 3.000 Jahren eine große Rolle. Die zeitlosen Übungen wirken auch heute.

2 Beispiele für Atemübungen aus dem Yoga

Zwar hat jeder Mensch einen individuellen Atemrhythmus, aber eine Veränderung ist mit etwas Übung jederzeit möglich. Wer einfache Atemtechniken zu Hause erlernt, kann sie auch unterwegs einsetzen. Anhand der vollen Yoga-Atmung lassen sich die Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessern und der Atemrhythmus vertiefen. Dabei atmet man tief in den Bauch hinein, was zu einer leichten Wölbung der Bauchdecke führt. Auch die Lungen werden vollständig mit Luft gefüllt. Dann folgt die Ausatmung in umgekehrter Reihenfolge. Dabei sollte man nicht nach Luft ringen müssen. Eine weitere beliebte Technik ist die Schnellatmung. Dabei atmet man etwa eine halbe Sekunde ein und stößt die Luft dann eine Sekunde lang aus. Dabei bewegt sich der Nabel jeweils nach innen und nach außen. Das Zwerchfell geht bei der Ausatmung leicht nach oben. Nehmen Sie sich für die Praxis ein paar Minuten Zeit. Je länger Sie üben, desto intensiver ist die Wirkung. Empfehlenswert ist eine gerade Haltung, die eine Öffnung des Brustkorbs erlaubt. Dafür können Sie die Schultern erst nach oben, nach hinten und nach unten bringen. Entspannen Sie sich, während Sie üben. Der Atem kommt und geht ganz von allein.