Naturmed Nlog - Therapeuten Fachbuchblog

In der Vorstellung der TCM durchflutet die Lebensenergie „Qi“ unsere Organsysteme an einem Tag wie einen Gezeitenwelle und strömt durch unsichtbare Leitbahnen oder Meridiane, die den einzelnen Organen unseres Körpers zugeordnet sind. Dabei ist ein Organsystem nie ganz voll und nie ganz leer, aber es gibt jeden Tag eine Zeit der Fülle und eine Zeit der Leere, also Phasen in denen das Organ ganz besonders leistungsfähig und andere in denen es schwächer und ruhebedürftiger ist.

Die Organuhr in der TCM

Die Chinesischen Medizin versteht Gesundheit als harmonisches Wechselspiel der Gegensätze und den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Die Aktivität des Tages und die rekreative Ruhe der Nacht, Energie und Materie, Anspannung und Entspannung sind jeweils Gegenspieler und wandeln sich ineinander, um bestehen zu können. Diese Dynamik drückt das Prinzip von Yin, Yang und Qi aus. Die Dynamik des Qi (Lebenskraft) lässt die Gegensätze der Welt (Yin und Yang) auf harmonische Weise interagieren und sich gegenseitig hervorbringen, sich bewegen und sich kontrollieren. Dieser Prozess ist die Grundlage allen Lebens und definiert Gesundheit. Störungen dabei, ein Zuviel oder Zuwenig, eine Stagnation, ein Mangel oder Übermaß an Bewegung bedeuten Krankheit. Diese einfache Wahrheit gewinnt die TCM aus der Beobachtung der Natur.
Die Organuhr zeigt dieses Wechselspiel und gibt uns einen Hinweis, wann welche Aktivität zur rechten Zeit passiert und wann welches Organsystem Ruhe und Entspannung bedarf. Auch in unserer westlichen Medizin finden wir das Abwechseln von Aktivität und Ruhe im Spiel von sympathischen und parasympathischen Anteilen unseres Nervensystems.

Die Einteilung der Uhr der Organe

Jedes Organ oder – wie es die TCM betrachtet – jeder Funktionskreis, also nicht nur das materielle Organ, sondern auch seine energetische Funktion, ist jeweils zwei Stunden am Tag besonders gut mit „Qi“ versorgt und kann in dieser Zeit am besten seine Aufgaben bewältigen (Maximalzeit). Genau 12 Stunden später hat die Energetik dieses Systems jedoch auch ihren Tiefpunkt (Minimalzeit) und benötigt Ruhe zur Rekreation.

 

Maximalzeit

Organ

Minimalzeit

03–05 Uhr

Lunge

15–17 Uhr

05–07 Uhr

Dickdarm

17–19 Uhr

07–09 Uhr

Magen

19–21 Uhr

09–11 Uhr

Milz

21–23 Uhr

11–13 Uhr

Herz

23–01 Uhr

13–15 Uhr

Dünndarm

01–03 Uhr

15–17 Uhr

Harnblase

03–05 Uhr

17–19 Uhr

Niere

05–07 Uhr

19–21 Uhr

Xin Bao Luo – Herzbeutel (Perikard)*

07–09 Uhr

21–23 Uhr

San Jiao – Dreifachererwärmer**

09–11 Uhr

23–01 Uhr

Gallenblase

11–13 Uhr

01–03 Uhr

Leber

13–15 Uhr

* Xin Bao Luo wird im Westen als Herzbeutel oder Perikard übersetzt. Er schützt gleich einem guten Sekretariat das Herz als die oberste Entscheidungsinstanz vor einem Zuviel an Eindrücken und emotionaler Überlastung oder Schädigung.

** San Jiao: Der sogenannte Dreifacheerwärmer steht für die leeren Räume im Körper, die von den Organen, Strukturen und Körperflüssigkeiten gefüllt werden, ähnlich einer Infrastruktur, die eine Verteilung und Verarbeitung in unserem Körpersystem erst möglich macht.

Die Organuhr in der Diagnostik

Symptome der Fülle oder Leere eines Organs und seines Funktionskreises werden je nach Störung in den Maximal- oder Minimalzeiten stärker ausgeprägt sein. Damit hat die Organuhr für den Arzt, Heilpraktiker und TCM-Therapeuten große diagnostische Bedeutung um die Beschwerden seines Patienten zuzuordnen.
Erwacht ein Patient etwa schwitzend jede Nacht um 4 Uhr deutet dies auf eine Schwäche des Funktionskreises Lunge hin. So kann die Organuhr dem Therapeuten helfen.

Die Organuhr in der Therapie

In der Therapie wie im normalen Leben ist es förderlich die Maximal- und Minimalzeiten von Organsystemen zu kennen, um diese möglichst effektiv zu behandeln und einzusetzen: So wird die Einnahme eines Medikamentes oder der Einsatz von Heilkräutern für ein bestimmtes Organ in seiner Maximalzeit besonders wirkungsvoll sein. Akupunktur, Akupressur, Tuina oder Qi Gong Übungen werden je nachdem, ob sie Entspannung fördern oder Schwäche ausgleichen möchten, zu den jeweiligen Zeiten die besten Erfolge zeigen.

In der Lebensführung sollte man vermeiden, Organsysteme in Ihrer Minimalphase besonders stark zu belasten. So rät die TCM in der Ruhezeit des Magens von 19-21 Uhr eine Überbelastung durch schwere Kost und zu große Mahlzeiten zu vermeiden. In seiner Maximalzeit von 7-9 Uhr morgens hingegen werden Nahrung und Nährstoffe bestmöglich aufgenommen und verarbeitet, so dass dies die beste Zeit führ ein reichhaltiges Frühstück ist. Unser Essen muss auch innerlich verstoffwechselt werden und dafür ist der Funktionskreis Milz von 9-11 Uhr zuständig.

Ein Leben, das die Möglichkeiten und Grenzen der Organuhr (= Lebensrhythmus) beachtet, wird Gesundheit und Wohlbefinden kultivieren, unsere Leistungsfähigkeit und unser Immunsystem stärken. Eine stete Missachtung hingegen wird auf Dauer unseren Körper und seine Funktionen schädigen.

Bücher zum Thema Organuhr

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D. Hemm | Andreas Noll

Die Organuhr – Gesund im Einklang mit unseren natürlichen Rhythmen

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