Naturmed Nlog - Therapeuten Fachbuchblog

Chronische Sarkoidose – eine Autoimmunerkrankung mit vielen Erscheinungsbildern

Systemische Grunderkrankung:

Die Sarkoidose gilt nach neuesten Erkenntnissen als systemische Grunderkrankung des Bindegewebes, das durch eine Überreaktion des Immunsystems mit Bildung von Granulomen reagiert. Vor einigen Jahren noch galt die Meinung, Sarkoidose sei in erster Linie eine Lungenerkrankung. Inzwischen jedoch konnte dies widerlegt werden, da die Granulombildung in jedem beliebigen Körpergewebe stattfinden kann, auch ohne Lungenbeteiligung.

In der Praxis vergeht meist sehr lange Zeit bis zur gesicherten Diagnosestellung. Oft sind mehrere Gewebe gleichzeitig bzw. auch wechselnd betroffen, z.B. Lymphknoten, Organgewebe von Leber, Milz u. Herz, Augen, Knochen und Gelenken, Nervensystem oder Haut. Je nach Lokalisation kann die Erkrankung dann auch schwerste Verläufe annehmen, manchmal bis zum lebensbedrohenden Zustand.

Wechselndes Erscheinungsbild:

Das häufig wechselnde Erscheinungsbild erschwert dem Patienten die Betreuung durch kompetente Fachärzte enorm, da sich die Aus- und Weiterbildung von Ärzten im Bereich der Sarkoidose meist auf Lungen-Fachärzte beschränkt. Das Vorkommen der Erkrankung auf die Gesamtbevölkerung gesehen ist eher selten – „in Deutschland beträgt die Inzidenz 10–12 pro 100.000 Einwohner“.  (Scharkoff, Th.: „Epidemiologie der Sarkoidose“, Pneumologie, B 47/10, (1993), 588–592)

Die schulmedizinische Therapie zielt auf die symptomatische Behandlung ab, meist mit Cortsiontherapie über einen längeren Zeitraum. Bei Therapieresistenz wird auf Methotrexat ausgewichen, evtl. in schweren Fällen auch auf Azathioprin (Immunsuppressiva) oder Chloroquin (Malariamittel, das auch zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen eingesetzt wird).

Sarkoidose aus Sicht der TCM – ein Gu (蠱) – Syndrom?

Wie bei allen chronischen Erkrankungen über einen langen Zeitraum kommt es aus Sicht der TCM zu einem gleichzeitigen Fülle- (oft Schleim und Blutstase) und Leere-Zustand (Qi- und Blut/Yin-Mangel). Der Schleim erscheint bei Lungenbeteiligung naturgemäß oft als Auswurf, in den meisten Fällen in Verbindung mit Hitze. Auch ohne Lungenbeteiligung muss auf jeden Fall die Bildung der Granulome dem pathogenen Faktor Schleim zugeordnet werden. Die Schwächezustände, v.a. Lungen-Xu und Milz-Xu, zeigen sich oft in den Remissionsphasen zwischen den akuten Schüben.

Lungen- und Milzschwäche:

Durch die Lungen- und Milzschwäche kommt es in Folge wieder zu einem Mangel an Qi und Blut. Feuchtigkeit aus der Milz bleibt liegen und verdickt sich wieder zu Schleim, bedingt durch die mangelnde Zirkulation von Qi und Flüssigkeiten. Wenn die chronische Belastung des Körpers über Jahre besteht und die immer wieder auftretenden Rezidive das Zheng-Qi (aufrechtes Qi) schwächen, kann dies über die Zeit zu einem Yin-Xu führen. Flüssigkeiten werden verbraucht, es entsteht Leere-Hitze, die z.B. in akuten Schweißausbrüchen, Hitzewallungen und Nachtschweiß zu erkennen ist.

Die mangelnde Zirkulation von Qi und Flüssigkeiten kann auch eine Stagnationshitze zur Folge haben. Hitze treibt das Blut aus den Adern, es kann zu Hämoptysen und zu den typischen roten Hauterythemen v.a. im Bereich der Schienbeine kommen.

Sarkoidose Unterschenkel
Sarkoidose

Sarkoidose-Manifestation Unterschenkel
(http://www.mevis-research.de/~hhj/Lunge/SammlFib.html, (Zugriff am 06.08.2010))

Als weitere Folge der pathologischen Entwicklung entsteht schlussendlich eine Blutstase, die das Krankheitsgeschehen noch verkompliziert.

 

 

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Überlegungen  zum Gu-Syndrom (chronischer Parasitismus) nach Heiner Fruehauf:

Die Ursachen der Sarkoidose sind bis dato noch unbekannt. Es wird vermutet, dass eine Genveränderung in Verbindung mit einem Auslöser (z.B. einem bestimmten Erreger – hier im Verdacht stehen möglicherweise Mykobakterien) die Krankheit zum Ausbruch bringt.

Heiner Fruehauf schreibt:

„…In den meisten Fällen bezeichnete das Schriftzeichen Gu (蠱) einen hartnäckigen Parasitenbefall, der schließlich zu einem Zustand extremer Stagnation sowie zu geistigem und körperlichem Verfall führte. (…) Aus moderner Sicht deutet diese Definition von Gu-Syndrom auf aggressive Helminthen-, Protozoen-, Pilz-, Spirochäten- und Virenbeschwerden hin, die bei einem Patienten mit beeinträchtigtem Immunsystem systemisch geworden sind.  (…)
3) Gu-Pathogene stellen einen speziellen Toxin-Typus dar (…). Das weist auf ihre virulente epidemische Eigenschaft hin, aber auch auf das erst vor kurzem bestätigte Faktum, dass die metabolischen Nebenprodukte parasitärer Organismen eine toxische Wirkung auf den Körper haben.
4) Gu-Pathogene gedeihen mit hoher Wahrscheinlichkeit in bereits vorgeschädigten Organismen besonders gut und schädigen, wenn sie sich einmal festgesetzt haben, das qi originale („Ursprungs-Qi“, yuanqi …) des Körpers.
5) Gu-Pathogene wirken im Verborgenen (…).“

Fruehhauf H. „Driving out demons and snakes – Gu Syndrome – a forgotten clinical approach to chronic parasitism”, Journal of Chinese Medicine 1998, deutsche Version in Societas Medizinae Sinensis, Chinesische Medizin 3/2009

Diese Aussagen weisen auf drei Dinge hin:

1. Es muss zuerst ein beeinträchtigtes Immunsystem vorhanden sein, d.h. es muss ein
Schwäche-Zustand im Körper herrschen, damit sich der Erreger überhaupt einnisten kann. Denkbar wäre hier eine angeborene oder auch erworbene Nieren-Schwäche (unterer Erwärmer), eine Milz-Schwäche (mittlerer Erwärmer), oder auch eine Lungen-Schwäche (oberer Erwärmer).
2. Diese pathogenen Faktoren wirken im Verborgenen, d.h. sie verbleiben im Körper und werden erst dann wieder aktiv, wenn der Körper sich wiederum in einem geschwächten Zustand befindet und schädigen dann durch ihre Aktivität den Organismus noch mehr.
3. Der spezielle Toxin-Typus der Gu-Pathogene schließt auch deren Stoffwechselprodukte mit ein.

zellwandfreie-Formen
CWD („Mychite“) im dunkelfeldmikroskopischen Bild, (aus Bleker, 1997)

Diese Überlegungen führen direkt zu einer anderen naturheilkundlichen Diagnoseform, der Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein, die es ermöglicht pathogene Faktoren, wie z.B. Mykobakterien oder auch zellwandfreie Formen von Bakterien im Lebendblut sichtbar zu machen.

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Auch in dieser Thematik herrscht der gleiche Gedankenansatz wie in der Chinesischen Medizin:

Eine zugrunde liegende Schwäche, auch durch genetische Disposition, ermöglicht das Eindringen und die Weiterentwicklung eines pathogenen Faktors.

In der Folge kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems auf einen Erreger bzw. auf seine zellwandfreien Erscheinungsformen und dadurch zu einem Angriff auf körpereigenes Gewebe, wobei die mikroskopisch kleinen Granulome im Organ- und Lymphgewebe entstehen.

Chinesisch betrachtet verklebt sich der pathogene Faktor mit dem Körpergewebe. Ranxi Daoren, ein daoistischer Heiler der Qing-Dynastie, verglich dieses Verschmelzen  mit der nicht mehr zu lösenden Verbindung, die entsteht, wenn Öl in Mehl gegossen wird.

Therapieansatz:

Die Aufgabe des behandelnden Therapeuten besteht darin, zum Einen den pathogenen Faktor wenn möglich zu eliminieren bzw. wenn dies nicht mehr möglich ist, den Organismus soweit zu stärken, dass er in der Lage ist, möglichst mit guter Lebensqualität und ohne Einschränkungen zurecht zu kommen.

Faktisch muss in der Remissionsphase v.a. das Yin geschützt und gestärkt werden, weil „durch Wärmen des Yang und Nähren des Qi …, kann dies selbst in der Remissionsphase einen Schub der Autoimmunerkrankung hervorrufen.“ (W. Hou, G. Xu, H. Wang, Autoimmunerkrankungen mit chinesischer Medizin gezielt behandeln“, S. 30).

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