Naturmed Nlog - Therapeuten Fachbuchblog

Interview Dr. Weinschenk zur 2. Auflage des Handbuchs Neuraltherapie – Therapie mit Lokalanästhetika, Thieme Verlag Stuttgart 2020

naturmed: Worin liegt für Sie die Faszination der Neuraltherapie?
Weinschenk: Die Neuraltherapie (Therapie mit Lokalanästhetika) ermöglicht schnelle Erfolge bei einfacher Technik (z. B. Quaddeln). Darüber hinaus bietet sie aber auch ein umfassendes Therapiekonzept für schwierige, langwierige Krankheitsbilder, also für chronische Beschwerden wie Schmerzen, chronischen Entzündungen, Immunstörungen, Durchblutungsstörungen. Gerade bei diesen Erkrankungen wird die Wirksamkeit der Methode derzeit intensiv geforscht. Sie lässt sich optimal mit anderen Therapien kombinieren und beschleunigt damit den Genesungsprozess. Mitunter sind spektakuläre Besserungen durch die Therapie zu beobachten. Doch diese lassen sich derzeit wissenschaftlich noch kaum untermauern.

naturmed: Zu diesem Thema gibt es bereits schon einige gute Neuraltherapie-Bücher, wie das Buch von Fischer oder der Taschenatlas Neuraltherapie von Barop. Was unterscheidet das neue Handbuch Neuraltherapie von den anderen?
Weinschenk: Für das neue Handbuch haben wir über 80 führende Autoren aus Grundlagen, Klinik, Praxis zur Neuraltherapie gewinnen können. Dies ermöglicht einen umfassenden Überblick aus verschiedenen Blickwinkeln und gewährleistet den neuesten Stand der Forschung auf diesem Gebiet. Dadurch wurde konsequent das Prinzip einer evidenzbasierten Therapie mit Lokalanästhetika umgesetzt, ohne Spekulationen, nur mit belegbarem Faktenwissen, inklusive der dazugehörigen Literaturzitate. Weiterhin haben wir versucht, alle bekannten Injektionstechniken und bewährte Indikationen in einem Fachbuch zusammenzuführen. Großer Wert wurde auch auf didaktische Klarheit gelegt.

naturmed: An wen richtet sich das Buch?
Weinschenk: Das Buch richtet sich an drei verschiedene Zielgruppen. Mit seinem umfassenden Anspruch, alles Faktenwissen in einem Buch zu vereinen, dürften sich vor allem langjährig praktizierende Therapeuten angesprochen fühlen. Einsteiger der Neuraltherapie profitieren von dem durchgängig einfachen, stets gleichen Aufbau und der übersichtlichen Gliederung der Kapitel, und ermöglicht ihnen so einen schnellen Einstieg in die Materie. Die dritte Gruppe unter den Lesern sind die „Quaddler“, also Ärzte, welche die Neuraltherapie schon immer erfolgreich praktizieren, ohne viel über die Hintergründe zu wissen. Sie können viele zusätzliche, einfache Techniken entdecken und deren Möglichkeiten erfahren.

naturmed: Die Neuraltherapie hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Auf welche neuen Erkenntnisse sind Sie und Ihr Autorenteam beim Schreiben Ihres Buches gekommen?
Weinschenk: Wir wissen heute, dass Lokalanästhetika (LA) viel umfassender wirken, als nur auf das Nervensystem. Beispiel: Anti-inflammatorische Wirkung oder tumor-hemmende Wirkung. Heute sprechen wir daher im universitären Bereich zunehmend wieder von der Therapeutischen Lokalanästhesie oder der Therapie mit Lokalanästhetika (TLA), wie die Neuraltherapie schon in den 1950er Jahren genannt wurde.

naturmed: Viele Therapeuten fragen sich, ob die Neuraltherapie / TLA leicht zu erlernen ist. Was sagen Sie diesen Kollegen?
Weinschenk: Die methodische Vorgehensweise gliedert sich in zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze: „Quick & easy“ einerseits, und auf der anderen Seite die „hohe Schule“. Diese unterschiedliche Herangehensweise und verschiedenen Interessen der Leserschaft hat das Buch konsequent im Blick, z.B. durch die Kennzeichnung „einfach – schwierig“ im Kapitel Injektionstechniken. Insofern ist es mit dem Buch auch leicht, die ersten Schritte mit dieser Therapie zu erlernen. Das Buch ergänzt in idealer Weise die praktischen Kurse, wie sie beispielsweise von der DGfAN, der IGNH, der ÖNR, in den Sommerkursen der Universität Heidelberg, oder bei der Heidelberger Tagung Neuraltherapie angeboten werden.

naturmed: Herr Dr. Weinschenk, vielen Dank für das Gespräch.

>> Hier gelangen Sie zum Handbuch Neuraltherapie von Dr. Weinschenk.